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Wie Grundeinkommen zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen kann

19. März 2021

Steuer, Einkommen, Arbeit – der Begriff “Grundeinkommen” mag vielleicht nicht sofort die kreativsten Assoziationen wecken. Doch das Grundeinkommen ist ein Instrument mit endlos vielen Facetten und Chancen. Für die Zukunft unserer Gesellschaft und die Zukunft unseres Planeten.

Am 20. September 2019 fand der weltweit größte Klimastreik in der Geschichte statt: Allein in Deutschland gingen an diesem Tag 1,4 Millionen Aktivist*innen auf die Straße, um für eine nachhaltige Zukunft zu demonstrieren. Klar ist: Der Schutz unseres Klimas ist eine der größten, wenn nicht die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts.

Die Lösungsansätze, um der Erderwärmung entgegenzuwirken, sind vielfältig und reichen von High-Tech-Innovationen bis hin zu simplen DIY-Projekten. Von den Weltkonzernen bis in das eigene Wohnzimmer. Doch Nachhaltigkeit hört bei klassischem Umweltschutz nicht auf, sondern erfordert gesellschaftliches Umdenken. Wenn wir Klimaschutz ganzheitlich, inklusiv und sozial denken, können wir ihn so gestalten, dass zugleich Erde, Mensch und alle Lebewesen davon profitieren.

Grundeinkommen schafft nachhaltige Grundlagen

Und hier kommt das Grundeinkommen ins Spiel. Denn Grundeinkommen schenkt uns genau jene Grundlagen, die wir brauchen, um uns auf nachhaltigeres Leben einzulassen: finanzielle Unabhängigkeit, Entschleunigung und Selbstbestimmtheit. 

Erst wer finanziell unabhängig und selbstbestimmt leben darf, kann Entscheidungen treffen, die nachhaltig für die eigene mentale Gesundheit und auch für die Umwelt sind. Das fängt an bei der Wahl des Arbeitsplatzes an: Ist die finanzielle Situation sicher, so können sich Menschen einer Arbeit hingeben, die sie mit Leidenschaft verfolgen. In manchen Fällen würde dies einen Wechsel von einer Tätigkeit in einem konventionellen Unternehmen zu einer sinnstiftenden, z.B. nachhaltigen Tätigkeit bedeuten.

Mit weniger Stress und mehr Zeit bleibt den Menschen außerdem mehr Freiraum, sich neben Beruf oder Studium zu engagieren. Sich einzubringen in Projekte, sich ehrenamtlich zu engagieren – oder sogar selbst zu gründen. Insbesondere die Gründung und Durchsetzungsfähigkeit von Betrieben mit grüner Leitidee werden mit einem Grundeinkommen und dem entsprechend verminderten Gründungsrisiko unterstützt. 

Doch auch alltägliche Konsumentscheidungen können mit einem Grundeinkommen stärker zugunsten der Umwelt getroffen werden. Denn nachhaltiger Konsum ist nicht immer günstig und für Geringverdiener*innen oft außer Reichweite. Wer mehr Wert auf Bioprodukte und lokal angebaute Lebensmittel legen möchte, qualitative Produkte statt Einweg-Produkte kaufen möchte, braucht dafür eine sichere Grundlage. Erst wenn die Existenz gesichert ist, können sich Konsument*innen Gedanken über die Qualität und Herkunft ihrer Produkte machen.

Nachhaltiger Konsum durch finanzielle Unabhängigkeit

Möchte man nachhaltig konsumieren, muss man meist mehr Zeit investieren, etwa in die Recherche über die Herkunft und Qualität von Produkten und das Erkunden neuer Alternativen. Wer z.B. in einem Unverpackt- oder Bio-Laden einkaufen möchte, muss dadurch eventuell längere Wege zurücklegen und ist weniger flexibel im Alltag. Grundeinkommen gibt einem den Freiraum, sich tiefgründiger mit seinem Konsum auseinanderzusetzen, ihn zu reflektieren und selbstbestimmte Kaufentscheidungen zu treffen.

Auch in Sachen Urlaub und Reisen bringt ein Grundeinkommen mehr Möglichkeiten ins Spiel. Wer nachhaltig reisen möchte, sollte auf Flugreisen verzichten und die Fortbewegung mit Bus und Bahn vorziehen. In Zeiten, wo ein Wochenendtrip nach London fast schon so selbstverständlich wie ein Kinobesuch ist, bringt das Grundeinkommen Entschleunigung. 

Grundeinkommen hilft uns, in einer Welt, die von Tag zu Tag schneller wird und informationsüberladener wird, die Orientierung zu bewahren. Auszusteigen aus dem Social Media Karussell und dem ständigen Erfahrungs- und Authentizitäts-Wettbewerb. Das fängt bereits mit der Zeit an. Hat man weniger finanzielle Sorgen, so kann man in Teilzeit arbeiten, sich Zeit für Familie, Freund*innen, Erfahrungen und auch Auszeiten und Reisen nehmen. So bleibt Raum für Slow Travel, also langsames, bewusstes und nachhaltiges Reisen.

Natürlich ist Grundeinkommen keine Lösung für alle Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt. . Insbesondere kann es Regierungen und umweltschädlichen Großunternehmen nicht von ihrer Verantwortung für schädliche Emissionen entbinden. 

Ein Grundeinkommen stärkt uns als Bürger*innen, Konsument*innen und Wähler*innen. Es gibt uns  den Freiraum zurück, den wir brauchen um selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Nur so können wir auch ein Umdenken in der Gesellschaft erreichen – ein Umdenken für mehr Wertschätzung von Ressourcen und eine zukunftsfähige, inklusive und gerechte Zukunft.

Unser Tipp: Adrienne Goehler schreibt in ihrem Buch “Nachhaltigkeit braucht Entschleunigung braucht Grundein/auskommen ermöglicht Entschleunigung ermöglicht Nachhaltigkeit” über den Zusammenhang von Nachhaltigkeit, Grundeinkommen und Entschleunigung. In ihrem Buch kommen 50 Menschen zu Wort, die über ihre persönlichen Erfahrungen berichten.
ISBN: 978-3-86964-125-6


Foto: Tomáš Malík